Autor Thema: Heimkehr  (Gelesen 24757 mal)

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Offline Voltan

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Heimkehr
« am: Mittwoch, 14.11.2018, 00:55:23 »
Es regnete.
Voltan zog seinen roten Umhang fester um die Schultern. Er sah sich um. Die Felder in diesem Teil Akrons waren schon längst abgeerntet. Auch die Früchte waren schon eingeholt und eingelagert worden. Jetzt waren nur noch kahle Äste an den Bäumen zu sehen; gespenstisch hoben sie sich gegen den Himmel ab an diesem kalten, grauen Herbsttag.
„Zum Glück sind wir bisher von den heftigen Herbststürmen verschont geblieben“, dachte er.
Wie aufs Stichwort ließ in diesem Augenblick eine heftige Windbö seinen Umhang wehen. Fast fegte sie ihm den Hut vom Kopf. Ihm war kalt. In letzter Zeit war ihm oft kalt. Besonders die Finger. Selbst in diesem ungewöhnlich warmen Sommer hatte er oft kalte Hände gehabt. Und er hatte eine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Er blieb stehen, schüttelte sich die Wassertropfen vom Umhang. Dann wickelte er sich wieder fest ein und wandte sich der hoch gewachsenen Priesterin zu, die neben ihm ging.
„Jetzt ist es nicht mehr weit. Siehst du, da vorne, wo die Straße sich in den Wald schlängelt? Da müssen wir durch. Nach dem Wald kommen wir in die Umgebung der Drachenkreuz. Vielleicht noch drei oder vier Meilen.“
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #1 am: Mittwoch, 14.11.2018, 08:05:55 »
Aslana, denn um diese handelte es sich, folgte seinem Blick.
"Das ist gut, so langsam bin ich nämlich anständig durchgefroren. Ich verstehe das auch nicht, da gehe ich doch oft genug auf Reisen in Länder, in denen ein raueres Klima herrscht als in Battiwa, was ja keine Kunst ist," sie grinste breit, "da sollte ich mich doch langsam an die Kälte gewöhnt haben. Ist aber nicht so. Und es beruhigt mich ungemein, dass Du, der Du ja von hier stammst, auch frierst. Da wirke ich gleich viel weniger zimperlich."
Sie lachte.
Dabei war ihr nicht nach Lachen zumute. Und es stimmte auch nicht, dass es sie beruhigte, dass Voltan fror. Im Gegenteil. Sie hatte seine Fieberschübe und den damit einhergehenden, zum Teil heftigen Schüttelfrost in Westfurth noch deutlich vor Augen. Mochte auch das Chaos verbannt sein, eine Krankheit war eine Krankheit war eine Krankheit. Einen geschwächten Körper befiel sie leichter, und man konnte Voltan in dem Moment sicher als vieles bezeichnen, "topfit" wäre allerdings schamlos übertrieben gewesen.
« Letzte Änderung: Mittwoch, 05.12.2018, 13:47:37 von Aslana »
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #2 am: Mittwoch, 14.11.2018, 11:24:08 »
Voltan lächelte schief.
"Nein, ich stamme nicht von hier. Und in meinem Heimatland ist es noch kälter und rauer."
Aslana schien auf den Witz nicht einzugehen. Vielmehr schien sie ihn besorgt zu betrachten. Er erwiderte ihren Blick kühl, sagte aber weiter nichts.
Langsam näherten sie sich dem Wald. Dort würde es ein wenig Schutz vor dem stärker werdenden Regen geben. Doch bevor sie ihn betraten hielt Voltan plötzlich inne. Er verharrte in seiner Position, seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren. Da war etwas... ein leises Rauschen...
Voltan entspannte sich. Dann grinste er und schaute nach oben.
"Wie es aussieht, kommt da ein Bote!"
Das Rauschen von großen ledernen Schwingen wurde lauter. Trotz der tief hängenden Wolken war am Himmel deutlich die Silhouette einer großen geflüglten Echse zu sehen.
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #3 am: Mittwoch, 14.11.2018, 14:20:02 »
Als Voltan so plötzlich im Schritt verharrte, erfasste Aslana rasch ihre Umgebung, um den Ursprung einer etwaigen Gefahr ausmachen zu können. Gleichzeitig lauschte sie. Allerdings sah und hörte sie nichts Ungewöhnliches, bis der Paladin neben ihr Entwarnung gab und nach oben sah. Als sie seinem Blick folgte und (verhältnismäßig langsam) begriff, was das Rauschen und der Schatten am Himmel bedeuteten, bekam sie große Augen, und ihre Aufregung war ihr sehr deutlich anzusehen.
"Du meinst ... ich meine ... ist das ein Drache?"
Im vergangenen Jahr war geplant gewesen, dass Aslana Eileen besuchen sollte. Der Zug nach Westfurth war dazwischen gekommen, und so war der Priesterin die Chance entgangen, einen Drachen zu sehen. Über die ganze Aufregung der diesjährigen Westfurth-Reise hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass auf der Drachenkreuz auch Drachen stationiert waren - und dass die Chancen gut standen, dass sie eines dieser Wesen zu Gesicht bekommen würde.
Ein ungläubiges Strahlen überzog ihr Gesicht.
« Letzte Änderung: Dienstag, 04.12.2018, 21:17:07 von Aslana »
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Re: Heimkehr
« Antwort #4 am: Donnerstag, 15.11.2018, 00:33:05 »
Voltans Grinsen wurde etwas breiter als er den Gesichtsausdruck von Aslana sah.
"Ja, so ging es mir auch, als ich zum ersten mal einen gesehen habe. Das war damals in der Imrikshammer... kurz nach dem ich Assoziierter des Ordens wurde..."
Er hob den Blick wieder zum Himmel.
"Auch nach so vielen Jahren ist es immernoch ein atemberaubender Anblick, wenn sie so majestetisch durch die Lüfte gleiten."
Er senkte den Blick wieder und stupste Aslana, die noch immer nach oben starrte, vorsichtig an.
"Komm, wir müssen weiter. Ich möchte ankommen, bevor es dunkel wird. Außerdem wirst du in der Feste noch weitere zu sehen kriegen."
Die beiden setzten ihren Weg fort.
Der dicht gewachsene Kiefernwald hielt tatsächlich zumindest einen Teil des Regens ab. Auch der Wind war hier kaum zu merken. Trotzdem war es noch immer kalt. Voltan seufzte. Kleine Dampfwolken entstanden vor seinem Mund.
"Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich freue mich auf ein heißes Bad um mir den letzten Dreck von Westfurth abzuwaschen. Außerdem müssen sich die Heilkundigen unbedingt mal mein rechtes Handgelenk ansehen. Zum Glück ist es fast komplett wieder verschwunden. Und es juckt unheimlich! Was dein Ohr betrifft... naja, frag am besten Eileen. Sie wird schon wissen, was da zu tun ist. Und dazu kommt noch... Hey, guck mal, der Regen hat aufgehört!"
In dem schmalen Band des Himmels, das sie durch die Bäume sehen konnten, entstanden immer größere Löcher in den Wolken.
Sie verließen den Wald im Licht des späten Herbstnachmittags. Der westliche Himmel zeigte strahlende Facetten von gelb, orange und rot. Vom Wind zerrissene Wolkenbänder leuchteten im Licht der Sonne, welche sich langsam dem Horizont näherte.
Und vor ihnen, nur wenige hundert Schritt entfernt, breitete sich die Feste Drachenkreuz aus. 
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #5 am: Donnerstag, 15.11.2018, 08:05:13 »
Fast bedauernd riss sich Aslana von dem Anblick des Drachen los, obwohl er bereits kaum mehr zu sehen war.
Im Wald wurde es angenehmer, weil der Wind nicht so blies, und die Aussicht auf ein heißes Bad ließ sie rascher ausschreiten.
"Wenn es nach mir geht, dann schauen sich die Heilkundigen nicht nur Dein Handgelenk an. Gut, wenn ich mir Dich und mich so anschaue, dann sieht es so aus, als habe der Herr Feldkaplan Erfolg gehabt, aber ich möchte doch ganz sicher gehen, dass da nichts mehr in uns schlummert, was da nicht hingehört - diesem Chaospack traue ich jeden dreckigen Trick zu. Es ist mir lieber, wenn das Ganze nochmal von jemandem überprüft wird, der sich sicher ist, dass er nichts übersieht.
Und das Ohr ... oh ja, ich hoffe, Eileen kann da etwas machen. Ich merke, dass ich links deutlich schlechter höre. Ein scheußliches Gefühl."
Da traten sie aus dem Wald und vor ihnen die Silhouette der Drachenkreuz auf. Aslana blieb für einen Moment stehen, in den Anblick der Festung versunken.
"Göttin! Irgendjemand bei Euch hat ein Händchen dafür, Euch in Szene zu setzen. So, wie das Wetter noch vor einem Stundenglas war, hätte die Burg weder so imposant noch so erhaben ausgesehen wie jetzt, vor diesem Sonnenuntergang. Was für ein Fels in der Brandung!"
« Letzte Änderung: Dienstag, 04.12.2018, 21:17:54 von Aslana »
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #6 am: Sonntag, 18.11.2018, 05:31:42 »
Vor Aslana erhob sich das Gelände zu den ersten Ausläufern einer kleinen Bergkette, die Akron von Terrion trennte. Und erhöht, quasi auf halber Höhe in die ersten ernstzunehmenden Hügel gesetzt stand die Drachenkreuz. Zu einer ihrer Seiten fiel das Gelände recht steil zu einem Fluss ab, der wie Voltan wusste, durch ganz Akron floss.  Auf der anderen Seite der Feste fiel das Gelände sanft ab. Eine gut ausgebaute Straße wand sich zu der Burg empor auf der tagsüber so manch ein Ochsenkarren unterwegs war. Am Fuße des kleinen Berges lag ein Dorf und Felder erstreckten sich ins Landesinnere. Auf den Bergen konnte man gut die nun kahlen Weinstöcke sehen, die für Askaniens berühmten Rotwein veratwortlich waren.

In dem Dorf herrschte noch einiges an Geschäftigkeit. Offensichtlich hatten die Menschen auf ein Ende der Regenschauer gewartet und nutzen die letzte Stunde Tageslicht. Der Paladin und die Kriegspriesterin durchquerten die Kleine Ortschaft und wurden hier und da mit einem freundlichen Nicken oder einer zum Gruß erhobenen Hand bedacht. Ein friedliches Dorf in einem friedlichen Land -  so etwas konnte der Seele schon guttun, wenn man aus den verschiedenen Kriegsgebieten der Mittellande heimkehrte.

Als sie sich der Feste näherten bemerkte die Kriegspriesterin, dass die angreifbare Seite der Burg, die durch das flach abfallende Gelände gut zu erreichen war, durch ein Bollwerk und einen Zwinger oder Vorwerk geschützt war. Außerdem schien sich die Feste ganz klassisch in eine Vor- und Hauptburg zu unterteilen. Am bemerkenswertesten jedoch war ein zweites gewaltiges Bollwerk, welches die Vorburg überblickte.
Es schien ursprünglich als Standort für größe Geschütze geschaffen worden zu sein aber Aslana konnte darauf kein Trebuchet oder dergleichen erkennen. Stattdessen schien die Plattforn oben seltsam unförmig zu sein, doch die Sonne stach der Priesterin in die Augen und sie konnte es nicht klar erkennen.

Die beiden müden Reisenden beschleunigten ihren Schritt, das Ziel ihrer Reise vor Augen. Die Aussicht auf ein gutes Mahl und heißen Met, sowie ein bequemes Bett ließen sie nochmal ein paar Kraftreserven finden.

Bald konnten sie die Farben des Ordens erkennen, die über den Zinnen wehnten, sowie die Wachen in ihren roten Röcken, die auf den Wehrgängen standen. Doch das Tor in den Zwinger stand freundlich offen und auch die dort positionierten Wachen taten nicht viel mehr als ihnen freundlich zuzunicken. Voltan war dort wohlbekannt.

Kurz bevor sie die Vorburg betraten hörte die Kriegspriesterin ein dumpfes Rumpeln oder Grollen und freute sich, dass sie es vor dem aufziehenden Gewitter in die Feste geschafft hatten. Doch ein Blick zum Himmel ließen sie die erwarteten dunklen Wolken vergebens suchen. Vielleicht verdeckten die Berge das nahende Unwetter, dass sie so deutlich hören konnte.

Die Vorburg beherrbergte die Ställe, eine Schmiede, ein paar Unterkünfte und Kammern und zwei größere Gebäude, von denen eines augescheinlich ein kleiner Tempel zur Ehr der Alten Drachen war. Auch hier herrschte noch geschäftigkeit und nicht alle hier trugen die Farben des Ordens. Doch Aslana hatte weder Zeit noch Lust, sich jetzt im Detail umzusehen. Voltan zog sie weiter auf das Tor zur Hauptburg zu, dem Teil der Feste, die dem Orden und etwaigen Gästen vorbehalten war.

Doch kurz bevor sie das - ebenfalls bewachte - Tor durchschritten, ertönte dieses seltsame Grollen wieder, nur war es jetzt lauter als vorher. Stirnrunzelnd blickte die Kriegspriesterin nach oben - und blieb wie angewurzelt stehen, als ihr Blick so abermals auf das große Bollwerk fiel und sie endlich erkannte, was sich hinter dem scheinbar unförmigen Umriss darauf verbarg.

Der Drache lag darauf.

Ein Drache, ein wahrhaftiger Drache lag nur wenige Meter über ihr auf den Steinen und hatte es sich dort so gut es eben ging bequem gemacht. Die Flügel hatte er angelegt, der Schwanz baumelte träge über den Rand seines Landeplatzes. Denn dafür, so wurde der Kriegspriesterin sofort klar, nutze der Drachenorden diesen ehemaligen Geschützturm.
Seine Schuppen glänzten im Licht der untergehenden Sonne in der Farbe von blauem Stahl und das dunkle Rumpeln kam aus der Kehle des großen Geschöpfes, das hinunter in die Hauptburg blickte und zu warten schien.

Aslana stand und starrte.
« Letzte Änderung: Freitag, 23.11.2018, 17:32:36 von Eileen »
"Ragna, geh mal einen Schritt beiseite - ewig stehst Du im Licht!"

Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #7 am: Sonntag, 18.11.2018, 05:42:13 »
Die Feste Drachenkreuz
(zum Vergrößern draufklicken)
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #8 am: Sonntag, 18.11.2018, 05:43:39 »
(Die Vorburg müsste etwas größer sein aber egal)
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #9 am: Sonntag, 18.11.2018, 18:49:49 »
Aslana stand da und starrte nach oben. Das musste der Drache sein, den sie vor dem Wald nur schemenhaft durch die Wolken gesehen hatten.
"Voltan! Da, ein Drache, ein echter Drache!"
Als Voltan nicht antwortete, löste sie doch ihren Blick von dem majestätischen Wesen auf dem Bollwerk - und blickte in ein grinsendes Gesicht. Spontan musste sie auch lachen.
"Ja ja, mach Dich nur lustig über mich. Du bist es gewöhnt, ich nicht. Und sie sind einfach ... wunderschön, riesig, mächtig ... unfassbar."
« Letzte Änderung: Dienstag, 04.12.2018, 21:18:34 von Aslana »
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Re: Heimkehr
« Antwort #10 am: Montag, 19.11.2018, 10:41:39 »
"Endlich wieder zuhause..."
Voltan seufzte erleichtert, als er und Aslana durch das Tor schritten. Die Wachen nickten ihm kurz zu, ließen dann aber beide Reisende ohne weiteres passieren.
Im Inneren der Hauptburg erlaubte er sich, endlich auf der nächsten Sitzmöglichkeit, einem Baumstumpf am Rande des Übungsplatzes, zusammenzusacken. Die Anstrengungen der Reise, die Krankheit, die noch immer irgendwo in ihm zu wüten schien, das wirken von unglaublich viel Kraft gegen die versammelten Chaosmächte... das alles fiel mit einem mal von ihm ab.
Er spürte eine Hand auf der Schulter. Aslana stand neben ihm und schaute ihn fragend an.
"Mir fehlt nichts... ich bin einfach nur völlig erschöpft..." er brachte ein müdes Lächeln zustande.
Bevor Aslana darauf etwas erwidern konnte, öffnete sich quietschend eine Tür auf der anderen Seite des Hofes. Heraus trat ein hoch gewachsener, unglaublich dünner Mann in Ordenstracht. Er hatte kurze graue Haare und eine gewaltige Adlernase im hageren Gesicht. Mit gezielten Schritten überquerte er den Hof und näherte sich den beiden.
Voltan erhob sich schwerfällig.
"Sei gegrüßt, Bruder!" rief er dem näher kommenden entgegen.
"Aslana, das ist Bruder Rodian, Kymnarkmar-Priester und außerdem Leiter der hiesigen Schule. Bruder, das ist Aslana, Kriegspriesterin der Thyria."
Nachdem er die beiden einander vorgestellt hatte, wandte er sich an seinen Ordensbruder.
"Sag, hast du Eileen irgendwo gesehen? Ich muss dringend mit ihr sprechen"
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Re: Heimkehr
« Antwort #11 am: Montag, 19.11.2018, 23:27:06 »
Aslana gefiel Voltans Erschöpfung überhaupt nicht, wenngleich sie zugeben musste, dass die Reise auch sie selbst deutlich mehr Kraft gekostet hatte, als es sonst üblicherweise der Fall war. Doch nun würde alles gut werden. Auch wenn dies nicht ihr zu Hause war, so empfand sie ähnlich bei Voltans erleichtertem Seufzer.
Als Rodian auf sie zutrat und Voltan die Beiden einander vorstellte, lächelte Aslana offen und grüßte ihn:
"Thyria zum Gruße, werter Rodian! Leiter was für einer Schule seid Ihr denn, einer allgemeinen Schule, oder einer speziellen Schule für die Ordensnovizen?"
Aslana wirkte sehr interessiert und man sah ihr an, dass sie noch ein halbes Dutzend Fragen zum Thema Schule hatte.
« Letzte Änderung: Dienstag, 04.12.2018, 21:19:18 von Aslana »
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Re: Heimkehr
« Antwort #12 am: Donnerstag, 22.11.2018, 23:42:50 »
"Eileen ist gerade in einem längeren Gespräch mit dem Boten aus E'quan'nach. Es scheint sich um eine eilige Depeche vom Hohen Rat zu handeln" sagte Rodian zu Voltan, dann wandte er sich an Aslana.
"Dies ist ein Ort, an dem Wissen gesammelt und weiter gegeben wird. Jeder wissensdurstige kann in unsere Schule kommen und daran teilhaben."
Der Blick seiner ruhigen grauen Augen lag für einen Moment abschätzend auf Aslana.
"Thyria-Priesterin sagtet Ihr? Nun, ich erinnere mich, in der Bibliothek mal etwas über die Achtgläubigen gelesen zu haben. Wenn Ihr mögt, können wir uns später gerne bei einem Glas Wein über die Aspekte Eurer Göttin unterhalten."
Er nickte der Priesterin zu mit der Anspielung eines Lächelns auf den schmalen Lippen
"Allerdings" fuhr er mit erhobenem Zeigefinger fort, "solltet Ihr vorher vielleicht ein Bad nehmen und etwas Essen."
Der alte Mann wandte sich nun wieder Voltan zu, legte ihm die Hand auf die Schulter, beugte sich runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann schob er den Paladin auf Armeslänge von sich und sah im fest in die Augen.
"Ich weiß" sagte Voltan knapp und erwiderte den Blick genauso fest.
"Nun dann" sagte Rodian nach einigen Augenblicken, "ich werd mal nachsehen, ob die Novizen beim Katalogisieren der neuen Bücher weiter gekommen sind."
Er wandte sich zum gehen.
"Aslana, es hat mich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Und ich freue mich ebenfalls auf unser Gespräch."
Kaum geprochen drehte er sich vollends um und ging über den Hof.
"Ein seltsamer Zeitgenosse, aber ich mag ihn", sagte Voltan zu Aslana, "Es gibt viele Kynarkmar-Priester, die, einmal angesprochen, gleich vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Rodian ist zum Glück nicht so. Er antwortet klar und direkt."
Er lächelte müde.
"Außerdem musst du seinen Wein probieren! Heißer Gewürzwein mit Zimt und Nelken. Genau das richtige bei dem Wetter."
Einen Moment lang blieb er unschlüssig stehen.
"Was meinst du? Wollen wir hier auf Eileen warten oder schon hinein gehen?"   
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #13 am: Freitag, 23.11.2018, 17:31:31 »
Aslana setzte zu einer Antwort an, als ihre Aufmerksamkeit erneut auf den Drachen gezogen wurde. Der ließ abermals ein dunkles Rumpeln erklingen und hatte sich etwas aufgerichtet während der große Kopf sich in Richtung Burghof neigte.
Kurz darauf traten zwei Gestalten aus einer Tür.
Die eine war ein Mann mittleren Alters in den Farben des Ordens, dessen Gesicht ein sauber gestutzter Bart ziehrte.
Die andere war Eileen.
Die beiden sprachen miteinander aber der Mann schien gerade ein paar abschließende Worte an die Priesterin zu richten. Sie nickten einander zu der Unbekannte ging schnellen Schrittes über den Burghof auf den Wehrgang zu, der ihn auf das Bollwerk führen würde.

"Ich kann ein paar Tage hierbleiben", rief er und seine Worte waren an den Drachen gerichtet, der nun vollends aufstand und auf seinen Reiter wartete.



Eileen blickte dem Boten nach, der sich aufmachte, seiner geflügelten Seelenschwester den Sattel abzunehmen. Sie grübelte, nahm sich aber die Zeit die stahlblaue Drachin mit einer kleinen Verbeugung zu bedenken als sie ebenfalls über den Burghof gehen wollte.
Die Priesterin blieb aber wie angewurzelt stehen, als sie die beiden so vertauten Gestalten im Hof erblickte. Freude und Erleichterung überkamen sie. Die beiden waren also wohlbehalten aus Westfurth - diesem götterverlassenen Drecksland - zurückgekehrt. Und Aslana war hier! Hier zu Gast auf der Drachenkreuz!

Freudestrahlend eilte die Priesterin auf die beiden zu.
"Voltan! Aslana! Götter, wie schön euch zu sehen! Kriegerschwester, das ist eine wundervolle Überraschung. Willkommen auf der Drachenkreuz!" Sie umarmte die beiden herzlich und blickte sie prüfend an. Ihr strahlendes Lächeln machte langsam einem Ausdruck der Sorge platz. Sie legte beiden die Hand auf den Unterarm.
"Ihr beide seht furchtbar aus", sagte sie ruhig. "Was braucht ihr als erstes, Ein Bad, eine Mahlzeit oder einen Ort zum Reden?"

Ihre beiden Freunde bedachten sie mit einem schiefen Lächeln aber die Augen der Thyriapriesterin wurden unweigerlich immer wieder zu dem Bollwerk gezogen. Auch Eileen wandte den Blick wieder dorthin.
Der Bote hatte die schweren Lederriemen gelöst, die den Sattel um den geschuppten Leib hielten und das Drachenweibchen zog sich diesen mit der Hinterklaue und einem kleinen Schütteln herunter. Sie legte die Nase an die ausgestreckte Hand ihres Reiters. Die beiden verharrten so für einen kleinen Moment.
Dann machte der Mann einen Schritt rückwärts und ging in die Hocke, während die Drachin ihre Flügel ausbreitete und Götter, wirkte sie dadurch größer! Die beiden Schwingen spannten sich auf, das Geschöpf zog die Hinterbeine unter den Körper, spannte sich an - und sprang in den Himmel.
Mit zwei, drei gewaltigen Flügelschlägen gewann der Drache schnell an Höhe und drehte dann träge in Richung der Berge ab.
Voltan hielt geistesgegenwärtig seinen Hut fest, als die Windböen durch den Burghof fegten.

Eileen sah Aslana von der Seite an und lächelte leise. Ihre Kriegerschwester starrte noch immer in den Himmel. "Sie sind unbeschreiblich, nicht wahr?"
Sie wartete bis der Drache außer Sicht war, was bald geschah. "Kommt", sagte sie dann. "Kommt rein. Ins Warme. Und sagte mir, was ihr braucht."

Ihr Blick war wieder ernst und sorgenvoll.
« Letzte Änderung: Freitag, 23.11.2018, 17:37:08 von Eileen »
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #14 am: Freitag, 23.11.2018, 23:02:12 »
Aslana hatte ihr Interesse bekundet und sich von Rodian verabschiedet. Als dann erst der Drache auf dem Bollwerk ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und dann ganz unvermittelt Eileen vor ihnen stand, schaffte sie es gerade noch, die Kapuze ihrer Gugel, die ihr vom Kopf zu rutschen drohte, wieder hochzuziehen, damit ihre Kriegerschwester nicht gleich als erstes ihr fehlendes, linkes Ohr bemerkte. Das würde noch früh genug zur Sprache kommen.
"Reingehen klingt nach einem Plan, ich bin anständig durchgefroren. Und auch wenn ich mich nach einem heißen Bad sehne, so könnte ich es doch nicht in Ruhe genießen, solange wir nicht wenigstens grob berichtet hätten, was in Westfurth so los war. Vielleicht kann man das Gespräch ja mit einem kleinen Imbiss und einem heißen Getränk verbinden."
Schelmisch grinste sie Eileen an.
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